Erfolgreich wechseln
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Kürzlich fragte mich ein Teilnehmer eines Onboarding-Trainings, ob ich kurz mit ihm sparren könnte. Er befand sich nämlich in einer schwierigen Situation. Seine aktuelle Tätigkeit entsprach nicht dem, was ihm ursprünglich in Aussicht gestellt worden war: Statt Beratungsarbeit machte er vor allem Compliance-Untersuchungen. Nicht sein Ding. Er hatte bereits Gespräche mit einer anderen Abteilung geführt, die besser zu ihm passte, doch nun fragte er sich: Was soll ich meinem Vorgesetzten sagen? Soll ich ehrlich sein, auch wenn ich noch keine feste Zusage von der anderen Abteilung habe?
Ich konnte sofort mit ihm mitfühlen. Dieser innere Zwiespalt ist vertraut: Sie möchten ehrlich sein, haben aber Angst, dass dies negative Konsequenzen haben könnte. Um ihm zu helfen, erzählte ich von meiner eigenen Erfahrung.
Früher arbeitete ich in der Wirtschaftsprüfung, aber ich merkte schnell, dass mir die Beratungsarbeit deutlich mehr Energie gab als das Kontrollieren. Also machte ich mich auf die Suche nach einer Rolle, die besser zu mir passte. Nach zwei Gesprächen mit einer potenziell neuen Abteilung erhielt ich ein Angebot. Mein zukünftiger Vorgesetzter bot an, alle Formalitäten für den Wechsel selbst zu übernehmen. Das klang damals ideal, also stimmte ich zu.
Im Nachhinein, mit meinem heutigen Wissen, würde ich es anders machen.
Was hätte ich anders gemacht?
1. Meinen Vorgesetzten einbeziehen
Ich hätte meinen Vorgesetzten in der Buchhaltungsabteilung von Anfang an in meine Pläne einweihen sollen. Damals tat ich es nicht, aus Angst, das Vertrauen zu verlieren. Doch Ehrlichkeit, in der richtigen Form, schafft Verständnis und Respekt.
2. Den Übergang besser abstimmen
Nachdem ich sicher wusste, dass ich in die neue Abteilung wechseln würde, hätte ich mit meinem bisherigen Vorgesetzten besprechen können, wie der Übergang reibungslos verlaufen könnte. Zum Beispiel, indem ich gefragt hätte, wie und wo ich noch einen Beitrag leisten könnte, ohne die Abteilung im Stich zu lassen.
Viele Arbeitnehmer trauen sich nicht, offen zu sprechen, aus Angst vor negativen Konsequenzen. Gleichzeitig erkennen viele Arbeitgeber nicht, wie wichtig es ist, Mitarbeiter dorthin zu begleiten, wo sie ihre Stärken besser einbringen können. Das ist schade, denn Veränderungen bieten oft Chancen – für alle Beteiligten.
Was ich dem Teilnehmer schließlich mitgeben wollte, war Folgendes: Versetzen Sie sich in die Lage aller Beteiligten. Wie würden Sie behandelt werden wollen, wenn Sie an ihrer Stelle wären? Ehrlichkeit und Empathie machen den Unterschied. Wenn wir alle ein wenig offener und weniger strategisch denken würden, könnten wir bessere Beziehungen, weniger Spannungen und letztlich mehr Arbeitszufriedenheit schaffen. Und Übergänge würden für alle Beteiligten deutlich reibungsloser verlaufen.
Anbei drei Reflexionsfragen, die zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung anregen:
1. Was bedeutet für Sie „Ehrlichkeit in der richtigen Form“? Wie können Sie ehrlich sein, ohne das Verständnis der anderen zu verlieren?
2. Welche Rolle spielt die Angst vor den Konsequenzen bei Ihren Entscheidungen, ob Sie offen sein sollen oder nicht? Wie gehen Sie damit um?
3. Wie können Sie sicherstellen, dass Sie nicht nur Ihre eigenen Interessen im Blick haben, sondern auch die der anderen berücksichtigen?
Empathie gegenüber sich selbst und anderen können Sie trainieren. Dieses Training könnte dabei helfen.