Work@home | meet@work
Eine change on the go® Geschichte
Kürzlich auf zwei Personen getroffen, mit denen ich unabhängig voneinander ein Gespräch führte über den Nutzen und die Notwendigkeit von arbeiten im Büro im Gegensatz zu Hause, oder umgekehrt. Einer war gerade von einem Meeting im Büro zurückgekehrt. Der andere war auf dem Weg ins Büro.
Die erste Person war frustriert, weil das Meeting im Büro nicht effektiv war. “Ich wäre besser dran gewesen, wenn ich zu Hause gearbeitet hätte”, lautete sein Fazit. Nach einigem Nachfragen wurde ihm klar, dass das Sandwich während des Meetings vielleicht nicht so nützlich war. Wenn man sich so wenig sieht, sollte man sich genügend Zeit für das Mittagessen nehmen. Die Kombination des Nützlichen mit dem Notwendigen kann das Gegenteil bewirken. Es bleibt natürlich die Frage, welcher der beiden Teile – Mittagessen oder Meeting – sinnvoll und welcher notwendig gewesen wäre.
Nun zu der zweiten Person, die ich getroffen habe. Diese Person konnte es kaum erwarten, wieder ins Büro zu gehen. Sie musste es kurz halten. Sie hatte gerade noch Zeit, mir das Folgende zuzuwerfen. Zu Hause arbeiten ist super effektiv, aber ich bekomme nichts mit.
Arbeiten Sie zu Hause oder im Büro? Virtuelle oder physische Treffen? Treffen oder nicht treffen? Vor allem die letzte Frage erinnerte mich an meine Masterarbeit im Bereich Veränderungsmanagement über die Bedingungen, unter denen eine Organisation langfristig agil bleiben kann. Der Zusammenhang zwischen der letzten Frage und der These wird bald deutlich werden. Zunächst ein kleiner Seitenschritt. Ein wichtiger Bestandteil, um als Organisation langfristig agil zu bleiben, ist nach Ansicht der Organisationswissenschaftler Abrahamson, Forslin, Pawlosky das Wissens- und Innovationsmanagement:
“Neues Wissen zu fördern bedeutet, die Fähigkeit zu entwickeln, sich von bestehenden Prozessen, Denkmustern und Verfahren zu lösen und ständig neue Lösungsansätze für das sich verändernde Umfeld zu finden. Bei der Förderung neuen Wissens im Sinne des organisationalen Lernens geht es nicht nur um die inhaltlichen Qualifikationen, sondern um die Fähigkeit, neue Informationen von Individuen, Gruppen und Organisationen aufzunehmen und damit neues Wissen zu ermöglichen.”
Die Kunst bzw. die Herausforderung für Organisationen besteht darin, ein entsprechendes Umfeld zu kreieren. Die Unternehmen sind sich dessen bewusst und unternehmen bereits zahlreiche Anstrengungen, um Wissen und Innovation zu organisieren, z. B. durch Wissens- und Lernportale, Lerngemeinschaften, die Einrichtung und Pflege von Kundendatenbanken, um nur einige Beispiele zu nennen. Doch die Wissenschaftler sind auch nüchter. Ein Großteil des Austauschs, des Wissenstransfers und der Inspiration, der notwendig ist, um neues Wissen zu fördern und darauf aufmerksam zu machen, findet häufig während informellen Treffens statt, z. B. im Gang, an der Kaffeemaschine oder in der Mittagspause. Auf jeden Fall passiert das nicht zu Hause auf dem Dachboden. Aber auch nicht, wenn Sie der Einzige im Büro sind 😉
Übrigens schreibe ich diese Geschichte auf dem Dachboden meines Homeoffices, und sie wäre ohne die notwendige Interaktion “in der Werkstatt” nicht zustande gekommen. Wie bei allem gilt es das richtige Gleichgewicht zwischen Reizen und Ruhe finden. Ausreichende Impulse, um zu neuen Ideen und Erkenntnissen zu gelangen. Genügend Ruhe, um die Reize zu verarbeiten. Vor allem genügend Ruhe. Denn ohne Ruhe gibt es keine Aufnahmefähigkeit für neue Reize. Mehr Ruhe durch häufigeres Arbeiten zu Hause könnte der kollektive Gewinn der Pandemie gewesen sein. Und dass das Meeting in Kombination mit dem Mittagessen ein großer Irrtum ist. Never waste a good crisis.
Interessieren Sie sich für weitere Geschichten mit Parallelen zum beruflichen Alltag? Bestellen Sie das Buch die Glückskeksfabrik. Oder Zeit um Ihre Meetingskultur im Rahmen genauer unter die Lupe nehmen? Ein Workshops reicht in der Regel aus. Informiert bleiben? Melden Sie sich für den Newsletter oder über LinkedIn an.